Gronau – Mit „Swingin‘ Together“ war das Konzert der Euregio Bigband überschrieben. Sie hatte im Vorfeld hohe Erwartungen geschürt – und die Musiker haben geliefert. Ein bekanntes Starquintett stellte in der Bürgerhalle ihr Können unter Beweis. Von Klaus Kienle
Totensonntag, nasskaltes Wetter: eigentlich ein Stimmungskiller. Gleichwohl wollte sich niemand die Laune verderben lassen. Die Bürgerhalle, nahezu ausverkauft, freundlich und hell erleuchtet. Im Konzertsaal saßen alle an kleinen Tischen, man konnte sich mit Getränken versorgen – es war eben die angekündigte Clubatmosphäre für das Konzert „Swingin‘ Together“.
Eine semiprofessionelle Bigband traf auf eine mit Starmusikern besetzte Combo, bestehend aus fünf Musikern, die international hohes Ansehen in der Musikwelt genießen, die in den unterschiedlichsten Formationen spielen, unter anderem teilweise in der hochdekorierten WDR Bigband. Würde die Euregio Bigband den Erwartungen standhalten?
Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Bigband hat über die Jahre sehr deutlich an Reife gewonnen. Ein flüssiger Übergang vom Spiel der Bigband hin zu den einzelnen Soli. Auch die Soloparts überzeugten. Gesangseinlagen waren stimmlich gut gelungen, vor allem die Frauenstimme überzeugte. Bei konzentriertem Zuhören mag gelegentlich mal eine kleine Ungenauigkeit wahrnehmbar gewesen sein. Dem breiten Publikum dürfte das kaum aufgefallen sein. Die Menschen erlebten, humorvoll von einem Moderator durch diesen Teil des Konzerts geführt, eine Bigband, die Unterhaltungsmusik vom Feinsten bot mit Titel von Cole Porter, Count Basie, Frank Sinatra, Nancy Sinatra und vielen mehr.
Schiemann überzeugt am Taktstock
Natalie Schiemann als Leiterin der Bigband hat am Pult eine super Leistung erbracht. Sie setzte mit ihrem Dirigat stets an der exakt richtigen Stelle die Zeichen für die Musiker. Insgesamt ist ihr ein bemerkenswerter Feinschliff der Band gelungen. Das Publikum bedankte sich für die Leistungen der Band mit lange anhaltendem Applaus, bevor es in die Pause ging.
Jam-Session mit Impro-Elementen
Dann die absoluten Kracher aus der Jazz- und Swingszene. Die Combo mit Andy Haderer, Paul Heller, Billy Test, Martin Gjakonovski und Hans Dekker begann mit einem Set, das Paul Heller eigens für diese Veranstaltung komponiert hatte. Sie improvisierten und variierten, sie griffen die musikalischen Themen einer Vielzahl von Jazz-Titeln auf. Es war eine Jam-Session, der man noch Stunden hätte zuhören mögen. Einfach furios.
Dazwischen die Soli. Zunächst Andy Haderer mit seiner Trompete. Mit der von ihm so geliebten Yamaha YTR9335CHS gelang ihm ein beeindruckender Sound. Er erreichte eine grandiose Reinheit des Klangs, die nur Wenigen gelingt. Es war ein besonderes Erlebnis!
Oberstes Regal
Die Liste der Musiker, mit denen der Tenorsaxophonist Paul Heller zusammengearbeitet hat, liest sich wie das „Who-is-Who“ des Jazz. Spontaneität beim Spiel, die in den Tönen liegende Energie – dies sind die Qualitäten, die ihn auch an diesem Tag auszeichneten.
Dann Billy Test, einer der Shootingstars der internationalen Jazzszene und einer der profiliertesten Tastenlöwen im Jazz. Seine Hände flogen förmlich über die Tasten. Das mit unfassbarer Präzision. Wer Martin Gjakonovski wiederholt an der Seite von „Paulchen Kuhn“ erlebt hat, ist sich der Genialität dieses Bassisten bewusst. Die weichen und warmen Töne, die er seinem Instrument entlockte – einfach zum Dahinschmelzen.
Dann noch der Schlagzeuger Hans Dekker aus den Niederlanden. Einfach genial, wie die Drumsticks über Pauken und Trommeln flogen, wie gefühlvoll er mit dem Besen seine Instrumente streichelte. Das gelingt nur einem Drummer der Weltklasse.
Nun, das war es dann eigentlich für diesen Abend. Aber ganz zu Ende war es doch nicht. Der nicht enden wollende Applaus mit Standing Ovations waren für die Combo die Motivation für eine ausgiebige Zugabe, bevor sich die Menschen mit bester Laune auf den Weg nach Hause machten.