Gronau – Eine Bigband muss swingen und Dynamik entwickeln. Die einzelnen Sektionen müssen miteinander harmonieren. Die Arrangements müssen stimmen. Und eine Bigband muss über gute Solisten verfügen, deren Improvisationen den Sound des Ensembles einerseits ergänzen und andererseits einen Kontrast zum Ensembleklang bilden. Die Euregio Bigband bringt alle diese Voraussetzungen mit, wie die Zuhörer am Sonntagabend in der Bürgerhalle erlebten. Zum sechsten Mal hieß es „Swingin‘ together“. Wobei sich das „together“ auf die Mitglieder des Ensembles selbst bezieht – aber auch auf das Miteinander mit den prominenten Gästen, die sich die Bigband eingeladen hatte.
Von Martin Borck
Zunächst hatte das Orchester unter Leitung von Natalie Schiemann die Bühne für sich allein. Voll bei der Sache, konzentriert, aber mit gebotener Souveränität demonstrierten die Musikerinnen und Musiker viele Klassiker der Bigband-Literatur. Nicht nur typisch swingende Klassiker gab es – nein: auch introvertierte Balladen, schwungvolle Bossa Novas, Stücke aus dem American Songbook und funky Titel. Alles andere als einfache Hausmannskost; anspruchsvolle Literatur wurde da umgesetzt. Bei einigen Titeln unterstützt von den Gastmusikern Tony Lakatos (Saxofon), Bert Boeren (Posaune), Martin Sasse (Piano), Joost van Schaik (Drums) und Henning Gailing (Kontrabass).
Bei Count Basies „Jumping at the Woodside“ versprühten die Musiker Feuer, stimmungsvoll und einfühlsam gaben sie sich beim Titel „How about you“ von Burton Lane, den Dina Niehaus sang. Das Schöne am Jazz: man kann vorhandenes Material wunderbar und nach Belieben durch die Mangel drehen: Die Bigband machte das mit Gershwins „Summertime“. Ein tausendmal gehörtes Stück – doch die Band ließ von der ursprünglich sommerlich-trägen, sanft dahingleitenden Melodie so gar nichts übrig. Die Musiker verliehen der Melodie eine Kraft und Wucht, die aufhorchen ließ.
Mit dem schnellen, anspruchsvollen Arrangement zu „Echale Todas las Ganas“ powerten sich die Musiker so richtig aus – danach waren sie aber auch platt.
Den zweiten Teil des Programms gestalteten die Gastmusiker allein. Und so gut die Bigband-Musiker sind – die Vollprofis sind naturgemäß noch ein Klasse besser. Die Kommunikation untereinander, die wie selbstverständlich wirkende Leichtigkeit bei den Improvisationen, die Nonchalance, mit der vor allem Tony Lakatos Zitate einstreute – das war Jazz pur.
Neue Themen wurden benannten Klassikern wie „Pennies from Heaven“ hinzugefügt. Bert Boeren entführte die Zuhörer mit „Do you know what it means to miss New Orleans“ an die Wiege des Jazz. Welche Urgewalt dem Genre innewohnt, zeigte das Quintett mit „Uh Huh“, bei dem sich die Spieler die Bälle nur so zuwarfen, sie aufnahmen und weiterspielten – große Klasse. Mit dem mitreißenden „Alligator-Boogaloo“ endete das Konzert, das so Geschmack auf die siebte Auflage von „Swingin‘ together“ machte.
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