Virtuose Soli und grandiose Improvisationen

Gronau –
Es gibt nichts Gutes, das man nicht noch besser machen könnte. Das gilt offenbar auch für die Euregio Bigband. Hatten die Musiker schon im vergangenen Jahr mit der Premiere von „Swingin‘ together“ die Qualitätslatte sehr hoch gehängt, übersprangen sie diese Vorgabe am Sonntagabend in der Bürgerhalle deutlich.

Von Martin Borck
Ihren sowieso schon kompakten Sound, den sie bereits beim ersten Stück, dem Miles-Davis-Titel „Solar“ zele­brierten, verfeinerten die Musiker unter Leitung von Natalie Schiemann mit viel Raffinesse. Die gestopften Trompeten verliehen der Interpretation von Ben Tuckers „Co­min‘ home Baby“noch in den letzten Sekunden das besondere I-Tüpfelchen.

Dieses Stück hatte zwar Drive, für Drummer Ruben Wassink stellte es aber keine große Herausforderung dar. Viel jazzigere Akzente setzte er bei Oscar Petersons Stück „Wheatland“, das in kleiner Combo-Besetzung mit Chri stiane Gerl (Gitarre), Natia Amiredshibi (Piano) und Jochen Tischler (Bass) präsentiert wurde. Zu ihnen gesellte sich Posaunist Bernd Nawrat mit samtenen Ton. Ein fast filigraner Kontrast zum vollen Orchestersound.

Sängerin Dina Niehaus und Sänger Paul ten Bulte hatten erneut ausdrucksstarke Auftritte mit Gershwins „Wonderful“ und „Fly me to the Moon“, wahrlich „wonderful“ eingebettet in den Klang der Bigband.

Solistisch taten sich etliche Musiker der Band mit stimmigen Beiträgen hervor – auch als die professionellen Gastmusiker nach und nach auf die Bühne kamen. Po­saunist Bert Boeren sprang bei Coltranes „Blue Train“ ein, Peter Weniger (Saxofon) und Martin Sasse (Piano) bei „I watched her walk away“. Schließlich vervollständigten Bassist Henning Gailing und Schlagzeuger Joost van Schaik das Line-up auf der Bühne. Boeren führte solistisch in neue Klangwelten ein, während sich Weniger bei seinen kraftvollen Solopartien auf sein grandioses melodisches Improvisationsvermögen verließ.

Den zweiten Teil des Konzerts gestalteten die fünf Profis allein – und zeigten sich regelrecht inspiriert von den Leistungen der Bigband. Fetzig-flott Johnny Mandels „El Cajon“, während in ihrer Interpretation von Jobims „Un grando amor“ der lässig-coole Bossa-Nova-Charakter des Originals dem hohen Tempo geopfert wurde. Dafür gab es eine wunderbare Duo-Passage von Boeren und Weniger.

Gailing brillierte mit virtuosen Soli, van Schaik war der rhythmische Fels in der Brandung, stilsicher und ohne große Fratzen. Sasse ging ganz an seinem E-Piano-Spiel auf.

Ein Klasse-Konzert, das selbst anspruchsvolle Jazzfreunde vollständig zufriedenstellte.

 

„Swingin‘ together“ am 30.11.2014 in der Bürgerhalle Gronau