WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN vom 03.12.2013

Gronau –
Als Amateurband international renommierte Musiker zu einem gemeinsamen Konzert einzuladen – das zeugt von gesundem Ehrgeiz. Die Euregio Big Band legte mit ihrem Projekt „Swingin‘ together“ die Latte sehr hoch – doch die Musiker nahmen die Hürde am Sonntagabend elegant. Beim Konzert im Rockmuseum zeigte sich die Band gut präpariert. Schließlich hatten sich die Musiker vorab fachkundiger Unterstützung versichert: Intensiv hatten sie anderthalb Tage lang mit Andy Haderer geprobt. Von der Erfahrung des Trompeters der WDR Big Band profitierte das gesamte Ensemble.
Von Martin Borck

Das Ergebnis war hör- und sichtbar. Die 19 Musiker strahlten Selbstsicherheit aus, und die übertrug sich auf den Sound der Band: Leiterin Natalie Schiemann nutzte die Kombinationsmöglichkeiten der Register und ließ ihre Musiker einen farbenreichen, aber dennoch kompakten Sound produzieren.
Nacheinander stiegen die fünf Solisten Andy Haderer, John Hondorp (Hammond-orgel), Peter Weniger (Saxofon), Ruud Ouwehand (Bass) und Bruno Castellucci (Schlagzeug) ein. Was aber nicht bedeutete, das die Musiker der Big Band ehrfurchtsvoll auf ihre Soli verzichtet hätten. Sie nahmen die Herausforderung an und schlugen sich wacker.
Big Band- und Swing-Klassiker wie „Easy Money“, „Summertime“ wechselten sich ab mit aktuellen Titeln wie „Skyfall“ (mit Sängerin Dina Niehaus) und der alte Sinatra-Hit („Come fly with me“ (Gesang Paul ten Bulte). Beim „Blues Bossa“ stieg Haderer ein, und beim „Coming Home Baby“ mit dem fetten Sound der Hammond-Orgel ging die Post richtig ab. Das gemeinsame Konzert mit den fünf Profi-Jazzern endete mit „Night in Tunesia“.
Im zweiten Teil des Abends erlebten die Zuhörer eine Weltpremiere: Noch nie hatten die fünf Musiker gemeinsam in einer Combo gespielt. Das stellte aber kein Problem dar. Im Notfall reicht es Jazzmusikern, wenn sie sich über Takt, Tempo und Harmonien einig sind, um gemeinsam kreativ sein zu können. Und die Fünf hatten im Vorfeld ja sogar auf mehrere Titel abgesprochen. Das Quintett begann mit dem wunderbaren Blues „Sand Dunes“ von Clifford Brown. Zwei Kompositionen von Ruud Ouwehand folgten, wobei Weniger mit seiner (angesichts des grenzüberschreitenden Charakters der Veranstaltung) niederländischen Ansage für Heiterkeit sorgte.
Witzig, wie Ouwehand in die Ballade „Body and Soul“ kurz den Bossa Nova „Girl from Ipanema“ einbaute. Hondorp dickte den Sound mit seiner Orgel an; es war eine Lust anzuhören, wie dezent er sich manchmal in das Spiel seiner Mitstreiter einschaltete. Weniger steuerte expressive Soli ein, während Haderer – oft auf dem Flügelhorn – für den coolen Ausgleich sorgte. Und Castellucci? Saß hinter seiner Schießbude und bediente souverän seine Werkzeuge.
Ein großartiger Konzertabend mit fantastischem Jazz. Und mit einer Big Band, die an ihren Aufgaben gewachsen ist.